Adventskonzert (er)füllt Stadtkirche St. Oswald
„Wenn die Orgel der Stadtkirche St. Oswald ertönt, dringt es bis in die letzten Reihen vor, dass das Adventskonzert des Burghardt-Gymnasiums Buchen in festlicher Manier seinen Anfang genommen hat.“ – so lautete der erste Satz im Zeitungsbericht zum Adventskonzert 2019. Wer hätte gedacht, dass es drei Jahre dauern würde, bis mit „A Rockin’ Merry Christmas“, gespielt von der Big Band des BGB, die Stadtkirche wieder von groovigen, traditionellen und bisweilen besinnlichen Klängen gefüllt wird?
Drei Jahre, in denen Kinder und Jugendliche, so der stellvertretende Schulleiter Achim Wawatschek in seiner Begrüßung, in ihren Entwicklungs- und Entfaltungsmöglichkeiten eingeschränkt waren. So sei es umso erfreulicher, dass dank der Unterstützung durch Dekan Johannes Balbach und durch den Mesner Gerhard Waldenburger sowohl das Konzert als auch der Schulgottesdienst wieder in St. Oswald stattfinden können.
Mit großer Spiel- und Gesangsfreude erzeugten die Jugendlichen sowie die Musikfachschaft mit Wolf-Peter Langisch, Alexander Lenz, Karolin Schork, Jochen Schwab und Ines Stein das ganze Konzert hindurch Beifallsstürme bei dem Publikum, die sicherlich als Ansporn für die nächsten Projekte dienen werden.
Nach einem gewaltigen musikalischen Auftakt hatte man bei „Fields of Gold“ die Möglichkeit, innezuhalten. Von den Euphonien gefühlvoll eingeleitet, wechselte das eingängige Thema durch sämtliche Register der Big Band, wodurch ein differenziertes Klangbild erzeugt wurde. Den Schlusspunkt setzte die Band mit „Jazzin’ the World“. Rhythmuswechsel, Synkopierung und Augmentationen bestimmten die Variationen des bekannten Weihnachtsliedes „Joy to the World“, in dem vor allem die musikalischen Qualitäten des Saxophonsatzes zum Vorschein traten.
Zurückgeholt aus der jazzig-karibischen Klangwelt wurde man im Anschluss durch das „Präludium c-Moll (Vivace)“ von Felix Mendelssohn-Bartholdy, interpretiert von Tobias Fertig an der Orgel. Er verstand es, die Vielschichtigkeit des Werkes zu präsentierten und ließ harmonische Verschränkungen sich in Wohlgefallen auflösen, bis am Ender der Schlussakkord in c-moll dominant im Raum stand.
Einen unmittelbaren Kontrast setzte danach das Stück „Immanuel“, gesungen von Pauline Fertig, die, unter der Begleitung von Ines Stein am Piano, in einen intonatorisch reinen Dialog mit Susa Schweizer an der Violine trat. Mit den Titeln „God of Wonders“ und „Fix You“ setzte das Oberstufen-Vokalensemble das bislang abwechslungsreiche und anspruchsvolle Programm fort. Perfekte Mehrstimmigkeit mit solistischen Einlagen von Mira Finger und Luca Grimm ließen nur erahnen, wie viel konzentrierte Probenarbeit für solch eine Performance geleistet werden muss.
Doch auch das Publikum wurde Teil des Konzertes. Die gemeinsamen Lieder „Tochter Zion“, „Gloria in excelsis Deo“ und „Night of Silence – Silent Night – Stille Nacht“ wurden gekonnt an verschiedenen Stellen des Konzertes platziert, so dass man als Zuhörer das unmittelbare Gefühl hatte, Teil dieses ersten musikalischen BGB-Highlights im Schuljahr 2022/23 zu sein.
Spätestens wenn das Streichorchester des BGB den Altarraum betritt, erkennt man die Vielfalt musikalischer Bildung, der sich das Burghardt-Gymnasium seit Jahren verschrieben hat. Eine bewusste Melodieführung in den Violinen mit einem soliden Fundament in den Celli und Kontrabässen, unterstützt durch den Marschcharakter in den Pauken – all dies braucht es, um den „Marsch aus der Oper ‚Alceste‘“ werktreu aufzuführen. Den durch die Celli und Kontrabässe erzeugten Klangteppich nutzten die Violinen abermals drängend und streng im Ductus, um das bekannte Motiv aus „Palladio“ erklingen zu lassen. Die Darbietung des Streichorchesters kulminierte im rieu-haft interpretierten „Winterwonderland“. Mit dem „Trumpet Tune“ von Purcell in einer Bearbeitung von Jerôme Naulais für Cello-Ensemble wurde der Fokus abschließend explizit auf diese Instrumentengruppe gerichtet.
"When Christmas Comes to Town“ bildete die Brücke zum fulminaten Schluss des Konzertes. Mit einem engelsgleichen Einstieg und in perfekter Zweistimmigkeit präsentierten Lara Baumann und Mira Finger unter Begleitung von Alexander Lenz das Stück aus der Feder Alan Silvestris, bekannt für die Titelmelodie zu „Forrest Gump“. Der Große Chor des BGB mit der Instrumentalbegleitung durch Tobias Fertig (Orgel), Silja-Maria Fieger (Flöte), Joan Park (Violine) und Michael Schäfer (Trompete) markierte traditionell das Ende des Konzertes. Die beiden Stücke „In einem Stern“ und „Joy unto the World“ verkündeten die Weihnachtsbotschaft in einer musikalischen Bandbreite, die ihresgleichen sucht. Polyphone Überlagerungen von deutschem und lateinischen Text auf der einen Seite begegnen einem intimen Pianissimo, das sich in unbändiger Freude entlädt. Es ist nicht verwunderlich, dass das Publikum in der voll besetzten Kirche nach stehenden Ovationen zu „Night of Silence – Silent Night – Stille Nacht“ abermals mit „Joy unto the World“ als Zugabe belohnt wurde.
Belohnt wurde auch die geleistete Arbeit aller am Konzert beteiligten Personen durch einen nicht-enden-wollenden Applaus und durch Spenden in Höhe von 3.500 Euro, die vollständig dem Lyceum, einer ukrainischen Schule, mit der im vergangenen Sommer eine dreiwöchige Begegnung in Buchen stattfand, zugutekommen.
https://www.bgbuchen.de/aktuelles/aktuelles/adventskonzert-2022.html#sigProId339bedde47
Text: Herr Matt
Bilder: Herr Müller