Videokonferenz mit der Holocaust-Überlebenden Eveline Goodman-Thau
Es ist bereits seit mehr als 10 Jahren Tradition am BGB, dass die Religionskurse der 12. Jahrgangsstufe mit Frau Prof. Eveline Goodman-Thau aus Jerusalem ins Gespräch kommen können. Aufgrund der Nachwirkungen von Corona und der derzeitigen politischen Situation in Israel fand dieses Jahr das Gespräch wieder als Video-Telefonat statt.
Geprägt war diese Unterhaltung natürlich von ebendiesem Krieg in Palästina und – als Gegenpol – ihrer humanistischen Haltung, unterlegt von ihren eigenen Erfahrungen des Holocausts, den zahlreichen kriegerischen Auseinandersetzungen, in denen sich ihr Heimatland Israel seit der Staatsgründung befand, und der Rolle als Großmutter von kämpfenden Soldatinnen und Soldaten. „Geschichte fängt im Heute an“ – mit diesem Satz ermutigte sie die Schüler des BGB zu aktivem Handeln in der Welt, damit sie nicht als bloße Zuschauer dem beiwohnen, was spätere Generationen aus Geschichtsbüchern erfahren werden. Zu einem Handeln ohne Waffen, sondern dem Ziel der Versöhnung, um auf beiden Seiten Aufbauarbeit zu leisten.
Es war ein eindrucksvoller Appell gegen die gegenseitige Ausgrenzung, das Kämpfen und die Endlosschleife des Hasses: „Jeder feiert Geburtstag! Jeder Mensch ist ein Kind Gottes! Und es gibt schon zu viele leere Plätze auf beiden Seiten!“ Dass dieser Hass zu überwinden möglich ist, zeigt sie mit ihrer eigenen Biographie, mit ihrer eigenen Haltung, nachdem sie der Verfolgung durch die Nationalsozialisten entkommen war. Umso tiefer erfasst ihr Aufruf an unsere Schüler: „Das Wichtigste ist Vertrauen in Menschen! Dieses grundsätzliche Vertrauen in die Menschheit muss wieder hergestellt werden. Beide Seiten sind durch die Geschichte so eng verbunden, dass sie sich doch umarmen können.“
Es bleibt zu hoffen, dass dieser Wunsch möglichst bald Realität wird. Für uns und unsere Schüler bleibt ein Eindruck zurück, der noch lange nachhallen dürfte: Ein Mensch, der absolut entmenschlicht wurde, und doch noch an die Menschlichkeit im Menschen gegenüber glaubt.
Text: Herr Schrott
Bilder: Frau Biller