Bleibende Eindrücke aus dem Gespräch mit der Holocaust-Überlebenden Frau Prof. Eveline Goodman-Thau
Das Gespräch mit Überlebenden und Zeitzeugen des Holocaust ist für Schüler*innen keine Selbstverständlichkeit mehr, viele Möglichkeiten dafür bieten sich nicht mehr. Umso wertvoller sind daher die Impulse und Gedanken, welche die Religionskurse der Klassenstufe 12 am Montag, dem 05. Dezember 2022, aus dem Gespräch mit Frau Prof. Eveline Goodman-Thau mitgenommen haben.
Eveline Goodman-Thau wurde 1934 in Wien geboren, wo sie auch die ersten Lebensjahre verbrachte, ehe ihre Eltern 1938 mit der Familie nach Holland emigrierten und sich dort bis 1945 vor der Verfolgung durch die Nationalsozialisten versteckt hielten. Umso umtriebiger zeigte sie sich in ihrem weiteren Lebensweg: Neben ihrer Aufgabe als fünffache Mutter wurde sie Rabbinerin, Professorin für jüdische Religions- und Geistesgeschichte, lehrte u.a. in Berlin, Tübingen, Heidelberg und Oldenburg. Darüber hinaus gründete sie 1998 die Hermann-Cohen-Akademie in Buchen und ist Trägerin des Bundesverdienstkreuzes.
Unsere Religionskurse überlegten sich im Vorfeld Fragen zu verschiedenen Themenfeldern mit dem Schwerpunkt Heimat, Exil und Schuld, die sie gemeinsam diskutieren wollten. Heraus kamen fast 50 Fragen, die Frau Goodman-Thau auch tatsächlich alle zu beantworten versuchte. Dabei ging es nicht um eine Auflistung historischer Fakten oder Erlebnisse, sondern darum, die Erfahrungen des Holocausts für junge Menschen greifbar zu machen und für sie einen Lebensweltbezug herzustellen: „Woran kann ich mich orientieren? Und woher weiß ich, wie ich mich zu verhalten habe, wenn die Gesellschaft um mich herum zum Großteil anders handelt? Hat eine Gesellschaft das Recht, Menschen, z.B. Flüchtlinge, abzuweisen?“
Eindrucksvoll war Goodman-Thaus Haltung gegenüber jungen deutschen Schülern: „Ihr habt keine Schuld an dem, was im 3. Reich geschehen ist – und ich sehe meine Pflicht darin, jungen Menschen wie euch diese Botschaft zu übermitteln! Wir alle haben die Verantwortung, aus der Geschichte zu lernen! Jedes Kind hat bereits ein Gespür dafür, was richtig und falsch ist. Vertraut auf dieses Gefühl und handelt nach diesem Gefühl!“ Lernen kann man auch aus ihrer weiteren Lebensgeschichte: „People make places! – Also nehmt euer Leben in die Hand und gestaltet es! Mit Blick auf die Vergangenheit voraus in die Zukunft!“
Text: Herr Schrott
Bilder: Frau Göhrig-Müller