Interview mit Susanne Bauer und Gregor Stopper vom Architekturbüro Kilian und Partner
Mit Eröffnung des Atriums ist ein weiterer Abschnitt im Bau der Schule geschafft. Doch um überhaupt so weit zu kommen, bedarf es einer langen und intensiven Planung. Gregor Stopper und Susanne Bauer, beide vom Architektenbüro Kilian und Partner, erklärten uns in einem Interview, was ihre Aufgaben an unserer Schule sind und fanden auch Antworten auf die wirklich wichtigen Fragen, zum Beispiel warum die Toiletten grün sind.
Gibt es irgendwelche dringenden Emails? Mit dieser Frage startet ein typischer Morgen von Susanne Bauer, einer der Innenarchitektinnen des Unternehmens. Verläuft alles nach Plan? Gibt es dringende Angelegenheiten seitens der Gewerke, also der Handwerker*innen? Dies erfährt sie meistens durch die Bauleitung, die das Bindeglied zwischen Baustelle und Architektenteam darstellt. Anschließend verbringt sie ihre Arbeitszeit vor allem vor dem Computer. Pläne müssen zeichnerisch erstellt und angepasst werden und es stehen Onlinetermine und Besprechungen an. Intensiver Austausch mit den verschiedenen Parteien ist während eines Baus besonders wichtig. „Corona hat uns in dieser Hinsicht geholfen, mittlerweile halten wir viel mehr Termine online ab, für die wir uns vorher getroffen haben“, erklärt sie. Das macht die Umstände etwas einfacher, gerade für Bauprojekte, die nicht direkt um die Ecke sind, wie es auch beim BGB der Fall ist, denn das Architekturbüro Kilian und Partner hat seinen Sitz in Stuttgart. Trotzdem stehen wöchentliche Begehungen der Baustelle auf dem Plan, bei denen Feinheiten vor Ort abgestimmt werden können.
Im Allgemeinen beschreibt Frau Bauer ihren Beruf als anders als erwartet. „Ich war schon immer kreativ. Die Arbeitspraxis zeigt aber, dass es auch viel um Organisation und Koordination geht“, antwortet sie auf die Frage, warum sie Innenarchitektin werden wollte. Doch der Traum, etwas zu verändern, ist geblieben. „Man läuft durch Städte und denkt sich, was kann ich hier verändern, was würde gut aussehen?“, stimmt ihr Gregor Stopper zu, dessen Berufswunsch auch von klein auf Architekt war. Dabei ist es besonders interessant, Altes mit Neuem zu verbinden. Deswegen war auch das Bauprojekt des BGB für das Team so interessant. Denn hier wurde man mit der Kombination aus Erhalt der ursprünglichen Gebäude und gewünschter Modernisierung und Erweiterung vor eine wahre Herausforderung gestellt.
Doch wie kommt es überhaupt dazu, dass ein Architekturbüro aus Stuttgart auf unsere Schule aufmerksam wurde? Herr Stopper, der seit Beginn des Bewerbungsprozesses dabei ist, erklärt dies folgendermaßen: Anfangs wird ein Bauprojekt von der Stadt ausgeschrieben, worauf man sich mit Referenzprojekten bewerben kann. In diesem Fall wurden fünf Büros ausgewählt, die anschließend konkrete Entwürfe einreichen und diese vor dem Gemeinderat vorstellen durften.
Damit ein solches Projekt gelingt, bedarf es einer ausführlichen Planung. An dieser waren etliche Personen beteiligt. „Jeder Lichtschalter hat hier seine Geschichte“, meint Herr Stopper. Der Lichtschalter selbst ist in seiner Erscheinung ganz klein, das Kabel dahinter ist jedoch im gesamten Gebäude mehrfach verzweigt und bedarf einer intensiven Planung. Dabei kann natürlich auch viel schiefgehen. Die größten Probleme traten durch unerwartete Ereignisse wie die Corona-Pandemie oder die Lieferengpässe aufgrund des Krieges in der Ukraine auf. Alles andere könne man nicht als Komplikationen bezeichnen, das gehöre zum Bauprozess dazu, so Herr Stopper.
Bezogen auf den Baufortschritt der Schule sind beide sehr positiv gestimmt. Die bereits eingeweihten Bauteile kommen super an und für die Schüler*innen wird sich die Baustelle nach Fertigstellung des Westflügels kaum noch bemerkbar machen, so die These. Auf die wie zu erwarten gestellte Frage nach der Farbwahl der Toiletten reagieren beide schmunzelnd. Frau Bauer bezeichnet das Farbkonzept insgesamt als harmonisch und praktisch. So haben alle Klassenzimmer blaue Türen und alle Fachzimmer lilafarbene. Die Toiletten mit ihrem knalligen grün sollen einen Ausreißer aus diesem Konzept darstellen und damit vor allem für Gäste auffällig und einprägsam sein. Und dies mit vollem Erfolg, denn über die Toilettenfarbe ist wahrscheinlich schon mehr als eine interessante Diskussion geführt worden. Neben dem Farb- und Materialkonzept findet Frau Bauer auch die Bibliothek sehr gelungen, da sie diese ursprünglich als Anhängsel des Schulgebäudes empfand, aus dem mit den neuen Teppichen und Regalen eine „blaue Welt“ geschaffen wurde, in der zukünftig ein Abtauchen und Abschalten vom Schulalltag möglich sein wird. Denn die Schule ist schon lange mehr als nur ein Ort zum Lernen.
Text: Johanna Peterhänsel
Bild: Innenarchitektin Susanne Bauer