Zu Besuch im Benediktinerkloster Münsterschwarzach
„Was bewegt einen Menschen, freiwillig in ein Kloster zu gehen? Darf man dann überhaupt noch raus? Und eine Frau auch nur anschauen? Und am schlimmsten: Ein Leben ohne Smartphone?“ Gedanken wie diese gingen den Schülerinnen und Schülern der Religionsgruppen der 8. Jahrgangsstufe von Frau Biller und Herrn Schrott durch den Kopf, als sie sich im Vorfeld mit dem Thema Klosterleben auseinandersetzten.
Umso größer sicher die Überraschung für viele, dass der etwas „seltsam gekleidete“ Pater Simon Schrott (der ältere Bruder von Herrn Schrott) gut gelaunt und mit viel Selbstironie unseren Schülerinnen und Schülern gegenübertrat.
Dass Mönche gar nicht nur den ganzen Tag beten zeigte die Führung über das riesige Klostergelände mit vielen Betrieben wie Druckerei, Goldschmiede, Metzgerei, Bäckerei, Landwirtschaft, regenerativem Stromkraftwerk, Gärtnerei und eigenem Gymnasium. Das sei für den Ordensgründer Benedikt auch ganz wichtig gewesen, denn wenn „Menschen den ganzen Tag nur fromm sind, dann würden sie weltfremd und seltsam“, und das könne man in einer Gemeinschaft, wie es ein Kloster ist, überhaupt nicht gebrauchen.
Das Beten kommt zwar nicht zu kurz, denn die Ordensbrüder kommen mehrmals am Tag in der Abteikirche zusammen, um zu beten, auch wenn manche immer wieder verschlafen oder keine Lust haben, wie er augenzwinkernd erzählt. Dass er auch nicht jedes Mal jubelnd zum gemeinsamen Gebet gehe, sei auch nur menschlich. Manchmal denke er über den Termin danach nach, oder was ihn sonst gerade beschäftigt. Und doch bleibe er immer wieder mal an einer Stelle des Gebetes hängen, die er sonst nie beachtet hat, aber in der Situation gerade einen ganz neuen Impuls gibt. Deshalb sei die Ordnung wichtig: Zu wissen und darüber nachzudenken, was einen trägt – und zu erleben, was man mit seinen Händen auf dieser Welt schafft.
Erstaunlich, wie viel Leben in einem Kloster ist und wie nahe an den Menschen Mönche doch sind: Ob das die vielen Besucher sind, die im Kloster anzutreffen sind, dort einkaufen, am Gottesdienst teilnehmen möchten oder zu Kursen und Gesprächen dorthin gehen, oder die Schüler, die zur Mittagspause hinausströmen.
Dass Mönche wie alle Christen auch einen ganz klaren Auftrag für den Menschen haben, zeigt die gewaltige Abteikirche: In den 1930er-Jahren errichtet war sie die größte kirchliche Baustelle in Deutschland, eigentlich auch größer, als man sie brauchte – doch sie sollte in der damaligen Zeit ein klares Signal an Adolf Hitler und die Nationalsozialisten in Berlin senden: „Unser Führer sitzt nicht in Berlin, unser Führer ist Christus! Und diese Botschaft wurde in Berlin auch zähneknirschend so verstanden!“
Im anschließenden Gespräch hatten die Schülerinnen und Schüler noch die Möglichkeit, persönliche Fragen zu stellen.
Um den Besuch mit den Worten von Herrn Grimm, unserem sehr sympathischen Busfahrer, zu bewerten: „Sehr beeindruckend! Wenn die Schüler hier nichts mitnehmen können, wann dann?“
Und um die Frage nach dem Smartphone zu beantworten: Jeder Mönch hat, wenn er möchte, ein Smartphone - aber auch ganz viel Freiheit von diesem Gerät.
Fotos: Frau Biller
Text: Herr Schrott