„Die Thematik des Buchs treibt mich seit 40 Jahren um“
„Macht’s gut! Und vergesst die Werte nicht. Hinaus ins Leben mit Kompass.“, lautet der Titel eines neu erschienenen Buchs von Manfred Lauer. Auf 100 Seiten setzt sich der ehemalige Schulleiter des Burghardt-Gymnasiums Buchen (BGB) mit wertorientierter Erziehung auseinander. Am Mittwochabend wurde das Werk im neuen Bistro im BGB vorgestellt.
In den Ansprachen der Redner war viel von Coronapandemie, Klimakrise und Ukraine-Krieg die Rede. In dieser Zeit sei es besonders wichtig, dass man sich mit Werten auseinandersetze. „Wertorientierte Erziehung ist ein Herzensthema von Manfred Lauer“, stellte Oberstudiendirektor Jochen Schwab in seiner Begrüßung fest. „Ich freue mich, dass das Buchprojekt Realität geworden ist.“ Lauers klares Bekenntnis zur Demokratie bezeichnete der aktuelle Schulleiter des BGB als „Kerngedanken“ des Buchs. „In welcher Welt wollen wir leben? In Freiheit oder Unfreiheit?“, fragte er. Der Autor vertrete die Auffassung, dass Schule Orientierung geben müsse in einer sich rasant veränderten Welt. Schwab lobte auch die Bilder des Balsbacher Künstlers Wilfried Georg Barber, von denen zwei das Buch illustrieren.
Autor Manfred Lauer hatte etwa ein dreiviertel Jahr lang an seinem Buch gearbeitet. Grundlage dafür waren Abiturreden und Ansprachen vor Elternvertretern. „Die Thematik des Buchs treibt mich seit über 40 Jahren um“, sagte Lauer. Als er anlässlich des 150-jährigen Bestehens der Schule nach seinen beruflichen Zielen gefragt wurde, habe er geantwortet, er wolle Schüler zu verantwortlich handelnden Menschen erziehen. Werteerziehung bedeute Erziehung zu sozialer Kompetenz. Nach den Worten von Lauer haben Bildungsforscher herausgefunden, dass Faktenwissen bei Schülern mit der Zeit verblasse. Dagegen blieben vermittelte Werte und Tugenden erhalten. „Das ist das Fundament der Persönlichkeitsentwicklung“, stellte der ehemalige BGB-Schulleiter fest. „Eltern und Lehrer müssen Heranwachsende mit ihren Stärken und Schwächen akzeptieren“, forderte der 73-Jährige. „Das versteht man unter Wertschätzung.“
Eigentlich hatte Lauer das Buch gleich nach Eintritt in den Ruhestand verfassen wollen. Doch eine Knochenmarkserkrankung machte dies zunächst unmöglich. Dass er danach das Projekt doch noch in Angriff genommen hatte, lag nach seinen Worten an zwei Ereignissen: Zwei Bilder von Wilfried Georg Barber sprachen ihn besonders an. Und die Corona-Pandemie habe gezeigt, dass es auf Tugenden wie Hilfsbereitschaft und Solidarität besonders ankomme. Ihn habe es erschüttert, dass es Kräfte gebe, die diese Werte massiv verletzten und das gesellschaftliche Miteinander missachteten. Vor allem bei verschiedenen Demonstrationen in Großstädten habe er den Respekt vor Mitmenschen vermisst. „Meinungsfreiheit ist ein hohes Gut“, betonte Lauer. „Dennoch müssen wir unsere Werte verteidigen.“
Der Autor dankte vielen Helfern, die ihm bei der Herausgabe des Buchs unterstützt hatten, unter anderem Wilfried Georg Barber, seiner Frau Gabriele, Landrat Dr. Achim Brötel für sein Vorwort, der Korrektorin Karla Hilger und Schulleiter Jochen Schwab.
Auch Landrat Dr. Achim Brötel brach in seiner Ansprache eine Lanze für demokratische Werte. In einer Zeit des Kriegs in Europa, in der die katholische Kirche moralisch tief gefallen sei und in der Menschen in Online-Netzwerken von „jüdischer Weltverschwörung“ faselten, sei es umso wichtiger, sich auf grundlegende Werte zu besinnen. Deshalb erscheine Lauers Buch zur richtigen Zeit. Die Pandemie stelle nach wir vor eine gesamtgesellschaftliche Herausforderung dar. „Es ist momentan nichts mehr so, wie es vorher einmal war“, stellte Brötel fest. Er widmete sich anschließend den Werten von einer grundsätzlichen Seite. „Was ist das eigentlich: die Werte? Gibt es das überhaupt, zumal in einer solchen Absolutheit?“ Könne man nicht auch andere Werte teilen? Brötel stellte die Würde des Menschen als zentralen Wert in den Fokus. Er appellierte für das Recht auf Selbstbestimmung, forderte Toleranz und betonte die Kraft des Gesprächs. Fairness, Solidarität und Respekt seien wichtiger als Erfolg um jeden Preis. Angst bezeichnete der Landrat als eine große Gefahr für die Freiheit. Sie biete Populismus einen Nährboden. „Gerade jetzt müssen wir deshalb für den demokratischen Pluralismus streiten“, forderte Brötel. Eine starke Zivilgesellschaft brauche Visionen und Engagement. Werte würden in erster Linie im Elternhaus gelegt. Der Landrat stimmte mit dem Autor darin überein, dass "auf der Basis unserer freiheitlich-demokratischen Grundordnung es Werte gibt, die unverrückbar und somit auch nicht verhandelbar sind."
Bürgermeister Roland Burger stimmte seinen Vorrednern zu. „Was soll dieses Büchlein bewirken?“, fragte er. „In dieser Zeit braucht es Diskussionen über das, was die Welt zusammenhält. Wir dürfen die Hoffnung auf das Gute nicht verlieren.“ Dazu leiste das Buch von Manfred Lauer einen wichtigen Beitrag.
Karla Hilger las einen Abschnitt aus dem Kapitel „Was unsere Gesellschaft zusammenhält“ vor. Darin geht Lauer auf den Begriff „Liquid Life“ ein. Dieser besage, dass das Leben sich extrem schnell wandele. Vor allem für Heranwachsende stelle dies eine große Herausforderung dar. „Da sind dringend Leuchttürme notwendig“, schreibt Lauer. „Denn Freiheit braucht Regeln, Rechte und Pflichten.“ Zu diesen Leuchttürmen zählt Lauer ein klares Bekenntnis zur Demokratie, soziale Gerechtigkeit und Solidarität.
Die Buchvorstellung wurde von der Siebtklässlerin Joan Park an der Violine und ihrem Vater Hyon Zoo Park am Piano musikalisch gestaltet.
INFO
Das Buch von Manfred Lauer ist im Eigenverlag in einer Startauflage von 150 Exemplaren erschienen. Man erhält es in Buchhandlungen in Buchen, Götzingen, Walldürn und Mosbach sowie direkt beim Autor.
Text: Martin Bernhard
Bilder: Manuel Matt