Liveschaltung der Religionskurse der Jahrgangsstufe 12 am BGB mit Prof. Eveline Goodman-Thau anlässlich des Gedenkens an die Pogromnacht am 9.11.1938
Schon seit Jahren ist es üblich, dass Schüler:innen am BGB von Prof. E. Goodman-Thau aus Jerusalem besucht werden. Auch dieses Jahr musste dieses Treffen online stattfinden; direkt aus dem Wohnzimmer in Jerusalem, authentisch untermalt von israelischen Polizeisignalen im Hintergrund.
Lebendig und redegewandt stellte sich Frau Goodman-Thau den Fragen der Schüler:innen, die Frau Göhrig-Müller im Vorfeld an die Redepartnerin geschickt hatte.
Prof. Goodman-Thau ist Rabbinerin und Professorin für jüdische Religions- und Geistesgeschichte. Sie ist Gründerin und Direktorin der Hermann-Cohen-Akademie für Religion, Wissenschaft und Kunst in Buchen sowie der Hebraic Graduate School of Europe.
Geboren wurde sie am 20. Juni 1934 in Wien, 1938 immigrierte sie nach Holland und lebte bis 1945 mit ihren Eltern im Versteck. Sie besuchte 1945 bis 1955 das Gymnasium und danach die Universität in Amsterdam, wo sie Englische Literatur und Jüdische Studien belegte. Sie arbeitete als Hebräischlehrerin und gründete den ersten hebräischsprachigen Kindergarten in Amsterdam. 1956 heiratete sie und zog nach Israel. Sie bekam fünf Kinder und war in der religiösen Frauenbewegung für Bildungs- und Kulturprogramme aktiv. Gleichzeitig führte sie ihre Jüdischen Studien mit Fokus auf Bildung, Jüdische Geschichte, Bibel, Midrasch und mündliche Lehre weiter.
Anschaulich erzählte Frau Goodman-Thau von ihrem bewegten Leben und ihren Stationen als jüdische Rabbinerin. Beeindruckend war es zu sehen, mit welch großer Energie und Lebensfreude die 87-jährige Professorin auf die Fragen der Buchener Schüler:innen einging.
Wichtig ist ihr die Botschaft, die sie an die Jugendlichen richtet:
- Sorgt ihr dafür, dass das Judentum in Deutschland selbstverständlich sein kann, dass ihr vorurteilsfrei Menschen aller Religionen und Ethnien begegnet.
- Ihr seid die neuen „Zeitzeug:innen“, denn ihr müsst die Erinnerungen an die Shoah wachhalten und der nächsten Generation davon erzählen.
- Seid Weltverbesserer – wie diese im Judentum nach dem ethischen Prinzip des „Tikun Olam“ genannt werden – denn auch eure Enkel werden von euch einmal wissen wollen, wie ihr die aktuelle Krisenzeit erlebt und wie ihr euch verhalten habt.
Bleibt zu hoffen, dass im nächsten Jahr wieder ein richtiges Treffen stattfinden kann.
Dafür wünschen alle Beteiligten des BGB nur das Beste für Prof. Goodman-Thau und Gottes reichen Segen.
Text und Bild: Birgit Plagge