Mario Röllig berichtet am Burghardt-Gymnasium von seinem Leben in der DDR
Am vergangenen Mittwoch besuchte Mario Röllig die Klassenstufe 10 des Burghardt-Gymnasium Buchen im Joseph Martin Kraus Saal. Der 55 jährige Berliner ist Vorsitzender der LSU Berlin und klärt weltweit über die damalige DDR und ihren mächtigsten Staatsapparat, die Stasi, auf.
Er selbst wuchs im Südosten Berlins auf und kam bereits im Kindesalter mit den politisch ideologischen Vorstellungen der DDR in Berührung. Durch gemeinsames Marschieren, Kinderlieder mit militärischen Inhalten, Staatsbürger- und Wehrkundeunterricht in der Schule sowie durch das Erlernen der Grundkenntnisse eines guten Soldaten wurde das politische Bild der Kinder und Jugendlichen schon früh staatlich beeinflusst.
In das Blickfeld der Staatspolizei gerät Röllig, der bis dahin ein unpolitisches und finanziell gutes Leben als Kellner am Flughafen Berlin Schönefeld führt, durch seinen ersten Freund aus dem Westen. Nach Ablehnung einer Zusammenarbeit mit der Stasi wird er zum Hilfsarbeiter degradiert. Die tägliche Schikane und die Überwachung seines privaten Umfeldes setzen ihm so zu, dass er einen Fluchtversuch unternimmt. Sein Ziel: die Bundesdeutsche Botschaft Belgrad (Serbien). Kurz vor der ungarischen Grenze wird er von einem Kopfgeldjäger erwischt und der Polizei übergeben, die ihn wieder nach Ostberlin ausliefert. Dort verbringt er unter unmenschlichen Bedingungen, staatlich entführt, drei Monate in Isolationshaft im zentralen Untersuchungsgefängnis Berlin-Hohenschönhausen, bevor er durch Glück und Beziehungen durch die BRD freigekauft und schließlich in den Westen gebracht wird. Ein zufälliges Aufeinandertreffen mit seinem früheren Stasi-Vernehmer nach dem Fall der Mauer führt bei Röllig zu einem psychischen Absturz. Nur durch seine Hunde Daphne (er selbst bezeichnet ihn als seinen Lebensretter) und später Othello und durch die Aufarbeitung seines Traumas als Zeitzeuge bei Führungen durch die Gedenkstätte Hohenschönhausen kann Röllig diese Krise schließlich überwinden.
Mario Röllig berührte die Zehntklässler des BGB vor allem durch seine Offenheit und gab ihnen mit dem Bericht seiner ganz persönlichen Erfahrungen einen eindrucksvollen Einblick in die Geschichte der DDR.
Text: Clara Eiermann, Kim Reichert, Luca Grimm (alle 10d)