Einweihung der Bodenprofil-Stele
"Der Boden ist das Fundament unseres Lebens", unterstrich Landrat Dr. Achim Brötel, "er liefert die Grundlage für unsere Ernährung, er ist Lebensraum, Wasserspeicher, Wasserfilter und Klimaschützer." Bei der Einweihung der Bodenprofil-Stele des Geo-Naturparks Bergstraße-Odenwald am Freitag bei den Eberstadter Höhlenwelten rückte ein Bereich unseres Lebensraumes in den Blickpunkt, der normalerweise eher im Verborgenen liegt: das Erdreich.
Um auf die Bedeutung eines intakten Boden für uns und unsere Umwelt aufmerksam zu machen, hatte der Geopark dieses Projekt gestartet, das neben der Eberstadter Stele eine zweite in Eberbach vorsieht.
In seiner Funktion als stellvertretender Vorsitzender des Geoparks begrüßte der Landrat zur Einweihung besonders den Minister für Ernährung, ländlichen Raum und Verbraucherschutz, Peter Hauk. Brötel freute sich, dass das Land Baden-Württemberg erneut ein Geopark-Projekt fördert, und zwar mit rund 45.000 Euro.
Die Stele und die zugehörige Infotafel geben Einblick ins Erdreich.
Neben dem Minister, der sich persönlich für das Projekt eingesetzt habe, dankte der Landrat Roland Mayer und Jochen Babist aus dem Geopark-Team sowie Sarah Wörz von der Stadt Buchen.
Wie lebendig der Boden unter uns ist, verdeutlichte Achim Brötel mit interessanten Fakten: Auf einem einzigen Quadratmeter Boden mit 30 Zentimetern Tiefe tummelten sich bis zu 80 Regenwürmer, eine Million Fadenwürmer, eine Milliarde Pilze und eine Billion Bakterien. Da wollte Geopark-Geschäftsführerin Dr. Jutta Weber nicht nachstehen: Sie zeigte auf, dass allein in einem Quadratzentimeter Boden rund 9 Milliarden Lebewesen zu finden sind – mehr als es Menschen auf der Welt gibt.
Wie sie weiter ausführte, zeigt die Bodenprofil-Stele einen typischen Boden aus dem Übergang vom Buntsandstein zum Muschelkalk und damit aus dem Grenzbereich zwischen dem Odenwald und dem Bauland. Das Profil stammt aber nicht aus Eberstadt, sondern es wurde dem Waldboden in Hettingen, in der Nähe des Forsthauses und des Hochbehälters "Rehberg" entnommen. Die Stele zeigt den Aufbau des Bodens vom humosen Oberboden bis zum Festgestein.
Die Betrachter würden aber nicht nur etwas über die Erd-, sondern auch über die Kulturgeschichte lernen: Kleine Kohlereste, die als Dünger dienten, belegten, dass dieser Boden früher landwirtschaftlich genutzt worden sei. Für die kleinen Besucher gibt es zudem noch etwas Besonderes: ein Guckloch auf Kinderhöhe zeigt einen (Plastik-)Regenwurm, und die Lebensweise des nützlichen Erdbewohners wird erläutert. "Ob Groß oder Klein: Hier kann jeder noch etwas lernen", verdeutlichte Weber.
"Hier können wir als Unesco-Geopark exemplarisch zeigen, wie Geologie, Natur und Kultur zusammenhängen, und dass wir als Menschen von einem gesunden Boden abhängen, den es zu bewahren gilt", unterstrich die Geschäftsführerin, die sich über die Kooperation des Geoparks mit der Geopark-AG des Burghardt-Gymnasiums freute.
"Es ist wichtig, das Interesse an diesen Themen schon früh zu wecken", sagte Minister Peter Hauk und lobte das dabei gezeigte Engagement am BGB. "Die Stele schafft ein Bewusstsein dafür, dass wir mit unserem Boden, der über Millionen von Jahren entstanden ist, sorgsam umgehen müssen, damit er auch zukünftigen Generationen erhalten bleibt", sagte der Minister und dankte dem Geopark, der mit diesem und vielen weiteren Projekten die Nachhaltigkeitsziele der Unesco mit Leben erfülle.
Dass Eberstadt der ideale Standort für diesen neuen Geopark ist, wie es Peter Hauk bereits herausgehoben hatte, bestätigten die Ausführungen von Bürgermeister Roland Burger. Er beleuchtete, was sich rund um die Höhlenwelten in den vergangenen Jahren alles getan hat, wie zuletzt das im Bau befindliche Ausstellungsgebäude für die Fossiliensammlung Türschel. "Die Bodenprofil-Stele ergänzt das Angebot und macht es noch interessanter", sagte Burger und verwies auf rund 65.000 bis 70.000 Besucher pro Jahr: "Das alles macht die Tropfsteinhöhle zu einem Ort mit einer besonderen Bedeutung für die Region."
Die Schüler Moritz Haas und Leon Manz sowie Lehrerin Michelle Schwingel von der Geopark-AG des BGB führten anschließend die Einsatzmöglichkeiten der vom Geopark gestifteten Tablets zum Erkunden der Landschaft mit modernsten Methoden vor. Die AG besteht aus 15 Schülern, die sich regelmäßig samstags treffen. Dass an der Unesco-Projektschule auch Höhlenführer ausgebildet werden, verdeutlichte Schulleiter Jochen Schwab.
Minister Hauk, Landrat Brötel, Geschäftsführerin Weber und Bürgermeister Burger enthüllten im Anschluss die Stele, die sogleich von den Gästen mit großem Interesse in Augenschein genommen wurde.
Quelle: Rhein-Neckar-Zeitung, Rüdiger Busch
Weiterführender Link zum Artikel und Bilder zur Entnahme des Bodenprofils begleitet von der Geopark-AG