Wie sich Schüler spielerisch auf technische Berufe vorbereiten
Sie nennen sich „NeckarBots“, „The Lego Legends“ oder „Turborobs“, sind zwischen neun und 16 Jahre alt und kommen aus Speyer, Mannheim oder Bad Wimpfen. 15 Gruppen mit insgesamt rund 120 Schülern messen sich am Freitag beim Wettbewerb „First Lego League“ in Räumen der Dualen Hochschule Baden-Württemberg (DHBW) in Mosbach, darunter auch die „BGBits@Weiss“ und die „BGBots@Weiss“ vom Burghardt-Gymnasium Buchen (BGB) sowie die „UnderDOGs“ vom Deutschorden-Gymnasium Bad Mergentheim. Im Zentrum steht das „Robotgame“. Dabei müssen die Teams mit ihren aus Legosteinen selbstgebastelten und programmierten Robotern Aufgaben erledigen, die mit Punkten bewertet werden.
Die Roboter, die die Schüler mitgebracht haben, können unterschiedlicher kaum aussehen: Kleine und wendige, quadratische und gedrungene Geräte haben sie in den vergangenen Monaten in ihren Roboter-Arbeitsgemeinschaften gebastelt. Das Team vom Auguste-Pattberg-Gymnasium hat ein wahres Monstrum gebaut, das minutenlang zusammengesetzt werden muss, bis es startklar ist.
Thema des Wettbewerbs ist „Untergetaucht“
Das Thema des diesjährigen Wettbewerbs lautet „Submerged“, also „Untergetaucht“. Auf dem Wettbewerbsspielfeld, ein etwa vier Quadratmeter großer Kasten auf einem Tisch, müssen die Roboter innerhalb von zweieinhalb Minuten zum Beispiel Futter für Wale auf dem Meeresboden einsammeln, den Wal füttern, einen Kraken befreien und an einen bestimmten Ort bringen, ein U-Boot verschieben sowie ein Schiff umkippen. Obwohl zwei Mannschaften zeitgleich nebeneinander antreten, gilt die Aufmerksamkeit der Schüler nur dem eigenen Team. Vier Mitspieler stehen direkt am Spielfeldrand. Sie dürfen den Roboter zur Ausgangsstation zurückholen, wenn er sich verkantet hat und auf dem Feld liegengeblieben ist. Und sie wechseln die Werkzeuge an den Legomaschinen, um die unterschiedlichen Aufgaben erfüllen zu können.
Die Konstruktion des Roboters ist das eine. Das andere ist die Programmierung. Arthur testet mit seinem Team „BGBits@Weiss“ immer wieder den Roboter an einem Testtisch. Was dort klappt, will sonderbarerweise im Wettbewerb nicht so recht gelingen. Abweichungen von wenigen Millimetern addieren sich auf dem Parcours. Die Gruppe verpasst mit 135 Punkten das Achtelfinale. Dagegen schaffen es die „BGBots@Weiss“ mit 210 Punkten ins Viertel- und mit 255 Punkten ins Halbfinale. Dort scheidet das Team mit 145 Punkten aus. „Es gehört auch etwas Glück dazu“, stellt Christian Rieger, Leiter der Roboter-AG am BGB, fest. Er empfiehlt seinen Schülern, im nächsten Jahr Ultraschallsensoren in den Roboter zu verbauen. Diese würden präzisere Ergebnisse liefern als die in diesem Jahr verwendeten Kreiselsensoren. Eine Chance auf den Gesamtsieg hat keines der beiden BGB-Teams. Denn sie haben keine „Forschungspräsentation“ vorbereitet – aus Zeitgründen. In der Kategorie „Robot-Design“, in der bewertet wird, wie ein Roboter konstruiert und programmiert ist, belegen die „BGBots@Weiss“ allerdings den ersten Platz.
Achim Hantschal, Laborleiter an der DHBW und Mitorganisator der Veranstaltung, ist von Anfang an bei dem Wettbewerb dabei. Schon 2002 betreute er als Coach ein Team an der Realschule Obrigheim. 2005 vertrat er mit einer Gruppe vom Auguste-Pattberg-Gymnasium Neckarelz Deutschland bei der weltweiten Ausscheidung in Atlanta (USA). Nahmen vor 22 Jahren am ersten Regionalwettbewerb in Obrigheim nur fünf Teams teil, so sind es in diesem Jahr 15. „Bei den Teilnehmerzahlen ist noch ganz viel Luft nach oben“, sagt er. Ziel des Wettbewerbs sei es, Kinder und Jugendliche für technische Berufe zu begeistern. „Von den Schülern, die ich betreut habe, haben bis auf einen alle einen technischen Beruf ergriffen“, sagt Hantschel.
Grundwerte sind ebenfalls wichtig
In der „First Lego League“ geht es jedoch nicht nur um Technik und Wettbewerb, sondern auch um Grundwerte. So wird der Umgang der Schüler untereinander in einer eigenen Kategorie bewertet. Diese Disziplin steht für Jochen Gleiter, Leiter der Robot-AG am Deutschorden-Gymnasium Bad Mergentheim, im Vordergrund. Er bemüht sich deshalb – nicht wie viele andere Teams – um keine Sponsoren. Die Mitglieder seiner AG treffen sich wöchentlich für eineinhalb Stunden, während andere Wettbewerbsteilnehmer ganze Wochenenden damit verbringen würden, Roboter zu programmieren und Präsentationen vorzubereiten. Das Team „UnderDOGs“ heimste keinen Preis ein, wurde aber für seine Forschungspräsentation und seinen Teamgeist in den entsprechenden Kategorien nominiert. „Es war sehr lustig und humorvoll. Wir hatten am meisten Spaß von allen“, ist der 16-jährige Oliver Brede überzeugt. Sein Teamkollege Michael Schäfer betont, dass man aus den Fehlern der vergangenen Wettbewerbsteilnahme gelernt habe. So habe man sich für die diesjährige Präsentation über halbautomatische Drohnenroboter für den Einsatz unter Wasser Rat von einem Experten der Firma Wittenstein geholt.
Was die „First Lego Legue“ ist
- Die „First Lego League“ ist ein internationales Bildungsprogramm, das 1998 von der amerikanischen Stiftung „First“ (For Inspiration and Recognition of Science and Technology) und Lego ins Leben gerufen wurde.
- Seit 2002 findet dieser Wettbewerb in Deutschland statt, darunter an der Realschule Obrigheim.
- 2023 wurde der Wettbewerb von der Realschule Obrigheim in die DHBW nach Mosbach verlegt.
- Die Wettbewerbsaufgaben erhalten die Teilnehmer im August. Sie können sich bis Januar auf den Wettbewerb vorbereiten.
- Die beiden besten Gruppen in der Gesamtwertung qualifizieren sich für das Finale für Deutschland, Österreich und die Schweiz Ende März in Siegen.
https://www.bgbuchen.de/aktuelles/aktuelles/first-lego-league.html#sigProId8fa56e494d
Text: Martin Bernhard (Fränkische Nachrichten)
Bilder: Herr Rieger