Bekanntlich steckt das Burghardt-Gymnasium in umfangreichen Baumaßnahmen und so groß die Freude auf die neuen Räumlichkeiten ist, so sehr vermissen wir auch Teile des Pausenhofs.
Gerade in Coronazeiten ist es äußerst kompliziert, Ballungen zu gewissen Zeiten und an gewissen Orten zu vermeiden. Geliebte Teile des Schulhofs liegen also „in Asche“. Nachdem ein Flyer zu einem Handwerkswettbewerb ins Haus flatterte, wurde die „Operation Phönix“ geboren.
Das Startkapital von WÜRTH weckte große Träume. Sieben bis in die Zehenspitzen motivierte Schüler, eine Lehrerin und ein Lehrer haben sich im Februar zusammengetan, Ideen waren schnell gefunden. Neben einer smarten Torwand mit Detektion der Tore sollte eine neue Sitzgelegenheit in Form eines Pavillons als Anbau an das bestehende Gartenhäuschen der Gartenbau-AG entstehen. Spontan hat sich auch die Schreinerei Häfner aus Buchen bereit erklärt, uns tatkräftig unter die Arme zu greifen.
Zunächst sollten dafür die notwendigen Fundamente entstehen. Bis in den März gab es leider immer wieder Frost und der Starttermin war auf den 16. März in die 7. Stunde gesetzt, im Nachhinein ein nicht ganz so optimaler Termin. Wegen Corona hieß es bereits nach der 6. Stunde: Schulgelände räumen…
Die erste Baustellenbesichtigung fiel also ins Wasser. Was dann folgte, ist hinlänglich bekannt. Bis nach den Sommerferien hat kein Schüler die Schule wieder betreten. Homeschooling war angesagt, Phönix blieb erst einmal Asche.
Der Start ins neue Schuljahr war spannend und holprig. Was darf man? Was nicht? Ein Start für das Projekt war erst eine Woche vor dem schon verlängerten Abgabetermin möglich. Aus sieben Schülern wurden nun leider nur noch sechs, da jahrgangsübergreifendes Arbeiten von höchster Ebene untersagt war. Die sechs übrig gebliebenen kamen zum Glück alle aus der 8. Klasse. Die ursprünglichen Pläne waren in der kurzen Zeit nicht umzusetzen, somit haben wir erst einmal überlegt, was in einer Woche machbar ist. Die ohnehin geplante Torwand schien eine gute Option. Die Maße von ca. 2,50 m Breite und knapp 2,00 m ergaben sich aus dem Maximum, was durch eine Tür aus der Schule herauszubekommen war. Endlich konnte es losgehen. Auf ein Projektmanagement wurde verzichtet, da allen klar war: Einfach so schnell schaffen wie möglich.
Beim ersten Treffen wurden die Füße gefertigt. Kanthölzer der Stärke 80x60m mussten mit der Zugsäge gesägt und mit Winkeln und Schrauben gefügt werden. Max und Lukas waren dabei kaum zu bremsen und hätten wahrscheinlich gerne noch mehr Material zerspant. Aber wenn die Füße kurz genug sind, sollte man bekanntlich aufhören. Als Material für die Torwand selbst haben wir zu 18 mm starken OSB-Platten gegriffen, stabil und auch ohne Anstrich schon relativ witterungsbeständig. Vier Platten hochkant nebeneinander wurden also auf Kanthölzern montiert.
Beim zweiten Treffen wurden die Füße gestrichen und trotz zweier großer Folien leider nicht nur die. Ein zweites Team hat sich mit der Stichsäge um die Löcher in der Torwand gekümmert. Die Nuten und Federn der OSB-Platten mussten aus Sicherheitsgründen vom Lehrer abgesägt werden. Leider war die Dose Farbe, deren Inhalt für ca. 7m² reichen sollte, nahezu vollständig auf Pfosten und Folie verteilt, so dass für die Torwand nicht genug übrigblieb.
Manchmal hat man auch ein wenig Glück in dieser Zeit und unabhängig von dem Wettbewerb fragte ein Schüler namens Nico bei der Schulleitung an, ob nicht irgendwo eine Fläche für Street Art (Graffiti) zur Verfügung stehen würde. Die gab es natürlich: unsere Torwand. Statt dem schnöden Grün-Weiß mit einem Netzmuster in der ersten Planungsstufe konnte nun aus dem Wettbewerbsbeitrag auch noch ein Kunstobjekt werden. Beim dritten Treffen wurde also die Torwand weiß grundiert und es wurden erste Vorbereitungen für die Verankerung am Aufstellort durchgeführt.
https://www.bgbuchen.de/aktuelles/aktuelles/operation-phoenix.html#sigProId5574898ae3
Freitag vor Abgabeschluss. Jetzt wird es noch einmal stressig. Die Ständer müssen an die Torwand, die Torwand muss verankert werden, Nico muss mit seinem Kunstwerk starten und fertig werden. Es liegt also ein langer Tag vor uns. Mittlerweile sind wir aber ein eingespieltes Team. Parallel wurde die generelle Maskenpflicht für die Schule auch während des Unterrichts ausgerufen, was die Arbeiten nicht angenehmer macht. Insbesondere die Löcher für die Verankerung der Torwand waren ein größeres Problem als gedacht. Der Unterbau war steinig. Aber mit dem Kuhfuß ginge Team Phönix als Sieger hervor. Der Wettergott war uns gnädig und ließ Nico genügend Zeit, sein Kunstwerk zu vollenden.
Ein Blick zurück: Corona lag als dunkle Wolke über unserm Projekt, aber Operation Phönix hat ordentlich Gegenwind geleistet und gezeigt, dass auch in schwierigen Zeiten Projekte umsetzbar sind. Zwar noch ein gutes Stück von den ursprünglichen Zielen entfernt, aber gerade jetzt ein wichtiges Zeichen. Unsere Schüler hatten durch den Wettbewerb die Möglichkeit, aktiv den Pausenbereich in Baustellenzeiten wertvoller für alle Schüler zu machen, und haben zudem gezeigt, dass Corona uns nicht dazu verleiten sollte, die Köpfe in den Sand zu stecken.
Das Projekt wird nachhaltig sein und fortgesetzt. Je weiter das Team in der Arbeit fortschritt, desto mehr kam das Gefühl auf, an einer regelmäßig wiederkehrenden AG teilzunehmen. Und so wurden gleich Fragen nach dem nächsten Projekt laut. Die Torwand wird sicher noch smart, also mit Sensoren versehen. Der geplante Pavillon steht weiter auf dem Programm, auch wenn er nicht bis zum Ende des Wettbewerbs realisiert werden konnte. Es ist aber nicht mehr angedacht, ihn an das Gartenhäuschen anzubauen, sondern er soll für sich alleinstehen. Wahrscheinlich wird es demnächst eine neue AG am BGB geben und vielleicht trägt sie den Namen „Operation Phönix“.
(Lars Möller)